Bekannte Vintage Stilrichtungen

Von Rockabilly bis Boho-Chic – Popkultureinflüsse in der Mode

Wer heute in einschlägigen Modemagazinen oder Stilratgebern blättert, der trifft auf eine schier unglaubliche Flut an neuen und oftmals kuriosen Wortschöpfungen aus der Feder pfiffiger Moderedakteure. Doch was bedeuten nun eigentlich Old School-Style oder Punk-Fashion? Der aufgeweckte Vintagemode-Fan setzt auf die stilsichere modische Interpretation seines Lieblings-Retrolooks und ist beizeiten bestens informiert.

Rockabilly

Rockabilly oder Retro-Rock ist eine Spielart des Rock ’n Roll und entstand Mitte der 1950er Jahre. Der Mix aus schwarzem Rhytm & Blues und weißer Country-Musik eroberte über die ländlichen Südstaaten hinaus Mitte der 50er die USA. Das „Hinterwäldler-Klischee“ ist der provinziellen Herkunft des Musikgenres geschuldet. Weltweit populär wurde der Rockabilly erst ab Anfang der 80er Jahre; noch heute gibt eine kleine internationale Rockabilly-Musikszene.

Die Rockabilly-Mode ist stark an die Stilvorbilder aus Kino und TV der 40er und 50er Jahre gebunden – als Bindeglied zwischen Stileinflüssen von Teds und Rockern. Ein typisches Beispiel ist der vielkopierte „Grease-Look“ des gleichnamigen Musical-Welterfolgs. Frauen tragen weitschwingende Teller- und Faltenröcke mit fröhlichen Polka Dots oder Petticoats. Echte Rockabilly-Kids kleiden sich in die robusten blauen Nietenhosen, stilecht kombiniert mit Workershirts, Collegejacken, Biker Boots, Chucks oder schwarzweißen Creepers (flache Loafer mit extradicken Kreppsohlen). Total fashionable wird der Look mit lässiger Haartolle und langen Koteletten.

Psychobilly

Die Subkultur der Psychobillys bevorzugt eine bunte Mischung aus Kleidungsstilen von Punks, Teddys, Rockern, Mods und Skinheads. Bezeichnend für diesen Modestil ist die Flat-Frisur von 80ies-Ikone Grace Jones: ein cooler Bürstenschnitt mit seitlich abrasierten Haaren.

Teddy Boys, Teds und Cosh Boys

Die Teds gingen aus einer jugendlichen Protestbewegung Anfang der 50er Jahre in England hervor. Ihr modisches Erkennungszeichen: ein auffälliger, vornehm schicker Kleidungsstil. Auch dieser Männer-Look feierte in der europäischen Musikszene der 80ies sein aufmerksamkeitsstarkes Revival. Teddy Boys tragen schmale, knielange Jackets („Drapes“) mit breiten Revers und farbigen Applikationen, enge Hosen („Drainpipe Trousers“), bunt gemusterte Anzugwesten, überlange Schlüsselketten, Creepers – und pomadiges Hairstyling à la Elvis.

Punk

Punk ist ein wesentlicher Bestandteil der modernen Popkultur, ein rebellischer Nihilismus gegen alle Konventionen. Die provozierende Grundhaltung der Punkbewegung und diverser Splitterszenen, wie z. B. Hardcore Punk, Pop Punk, Retro-Garage-Punk, Punk ’n Roll oder New Wave, spiegelt sich seit den späten 70ern in der Kleidung wider.

Der Fashion-Code ist klar definiert: rebellisch, verrucht, düster. Englands Moderevoluzzer Vivienne Westwood und Alexander McQueen verhalfen dem klassischen Punk-Look unlängst zu einem viel beachteten Comeback. Lederjacken mit Statement-Drucken, schottische Tartans, Karohosen, Netzhemden und Netzstrümpfe, wilde Graphic Art, Stonewashed Jeans, Military-Stücke, Animal Prints und Bondagestiefel. Die provokante Anti-Mode wird komplettiert mit extravagantem Nieten- und Sicherheitsnadelschmuck, mit auffälligen Piercings, Tattoos, farbigem Irokesenstyling und schwarzem Extrem-Augen-Make-up.

Old School

Aus der amerikanischen Hip-Hop-Szene stammt der Begriff Old School. Dieser bedeutet in etwa: alt und nostalgisch, dennoch zeitgemäß. Zunächst orientiert am lockeren Oversize-Kleidungsstil der Breakdancer, haben die US-Rapper ihre Mode in den letzten Jahren zur wahren Kunstform erhoben: coole Streetwear-Fashion, aufgepeppt mit protzigen Luxusaccessoires und viel gleißendem Bling-Bling. Vorreiter und Fashion-Vorbilder dieses Stils sind die US-Kultrapper Salt n‘ Peppa. In der Lifestyle-Mode wird der Old School-Style als anerkennender stilistischer Ausdruck für qualitativ hochwertige Modestücke genutzt, die, ganz „alte Schule“, an bewährte Traditionen anknüpfen.

Retro

Retro heißt laut lateinischer Übersetzung: rückwärtsgewandt. Das Phänomen Retro ist im Modebusiness stets präsent. Ob nun rasante Colour Blockings auf Twiggy-Minis der Swinging Sixties, hippe Ethno-Maschen der 70er Flower Power-Bewegung oder kreischbunte Pop Art der 80ies – die Designer reiten weiterhin erfolgreich auf der allseits beliebten Retrowelle. Zur publikumswirksamen Reanimation von kompletten Modestilen vergangener Epochen greifen sie tief in die kreative Trickkiste.

Tiki, Tiki-Style oder Polynesian Pop

Der Tiki-Modetrend hatte seine Blütezeit in den 50er und 60er Jahren. Als 1959 Hawaii 50. Bundesstaat der USA wurde, entbrannte um das Südseeparadies ein wahrer Hype. Die Exotik-Welle hielt Einzug in den Alltag. Kunst- und Einrichtungsgegenstände, aber auch Mode und Körperschmuck, z. B. Tattoos, wurden Teil der Südsee-inspirierten Trivialkultur. In den 90ern erlebte die Modewelle der Südseeornamentik von Kalifornien aus einen zweiten Boom.

Boho

Der Bohème-Style, kurz Boho, ist mehr als nur ein kurzlebiger Hippie-Trend. Nicht Woodstock, nicht Mykonos oder Ibiza. Der unkomplizierte Lebensstil des Bohèmians ist – genau wie die Mode – geprägt von nonchalanter Lässigkeit. Protagonisten des neuen, urbanen Boho-Chic sind die It-Girls und Supermodels der Millennium-Generation. Sienna Miller, Kate Moss und Vanessa Paradis machten zum Start des neuen Jahrtausends den angestaubten, leicht zotteligen Urhippie-Style wieder ausgehfein. Einflüsse aus Bohème und Original Hippie werden smart mit Folklore- und Exotikelementen gemixt.

Für frische modische Akzente sorgen edle Materialien, raffinierte Schnitte und kostbare Applikationen. Der Dresscode: Maxi-Kleider, Pyjama-Hosen, Paisley-Muster, Blumen- und Batikdrucke, Lagen-Looks, Kaftane, Slim Pants, Fell- und Häkelwesten. Die Boho-Babes von heute tragen lässige Ugg Boots, Cowboy Boots und angesagte Hobo Bags (lange Schultertaschen) mit trendigen Lasercut-Einsätzen. Stylishe Look-Accessoires wie breite, kunstvoll geflochtene Gürtel und filigraner Art Déco-Schmuck sind zudem echte Hingucker-Pieces.